Die fortschreitende Industrialisierung, die Abschaffung der Zölle, aber vor allem die Einfuhr von Getreide und anderer landwirtschaftlicher Produkte führte in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zu einem schwerwiegenden Notstand bei der bäuerlichen Bevölkerung in Tirol.
Die Nachricht über die Erfolge von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem es in der heutigen Rheinland-Pfalz gelang, die Bauern und Landbevölkerung in Vereinen zu organisieren, damit die Macht der Wucherer zu brechen und die Not zu lindern, veranlasste den Tiroler Landtag, auch hierzulande die Gründung solcher Organisationen nach dem Prinzip der Selbsthilfe zu empfehlen.
So entstanden nach diesem Vorbild auch am Ritten drei „Spar- und Darlehenskassenvereine“: am 21. September 1890 der „Spar- und Darlehenskassenverein für die Pfarrgemeinde Unterinn“, am 7. Jänner 1892 der „Spar- und Darlehenskassenverein für Wangen“ und am 12. August 1892 der „Spar- und Darlehenskassenverein Lengmoos-Lengstein.
Schon bald begann eine rege Tätigkeit und es zeigten sich die ersten Früchte. Es folgten Jahre des Umbruches und im Jahr 1900 der Austausch der Gulden-Währung durch die Kronen-Währung. Doch diese hatte nur ein kurzes Dasein, da am 9. April 1919 auf die Lira umgestellt werden musste. Aus bilanztechnischer Sicht war dies ein schwieriges Unterfangen, welches zudem aufgrund des ungünstigen Wechselkurses die Schuldner benachteiligte. Mit der Anpassung an die italienische Gesetzgebung nahmen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Raiffeisenkassen vor allem aufgrund der Tatsache zu, dass viele von ihnen hohe uneinbringliche Kriegsanleihen gezeichnet hatten. Mit Hilfe des 1920 gegründeten Revisionsverbandes der Raiffeisenvereine gelang es, eine Sonderregelung zu erwirken. So entschärfte sich die dramatische Situation.
Die Zeit des Faschismus, der Italien von 1922 bis 1943 prägte, war für die Südtiroler Raiffeisenkassen denkbar schwierig: Ihre demokratische Verwaltung und Selbstständigkeit waren den Politikern der Italienisierung ein Dorn im Auge.
Auch der folgenreichste Börsenkrach der Geschichte, der im Oktober 1929 an der New Yorker Wallstreet die große Weltwirtschaftskrise auslöste, war in Südtirol empfindlich zu spüren. Über mehrere Jahre folgte ein wirtschaftlicher Stillstand. Erst ab 1936 setzte wiederum ein zaghafter Aufschwung ein. Aufgrund des unseligen Optionsabkommens von 1939 verloren die Raiffeisenkassen in Südtirol viele Mitglieder. Die Optanten mussten ihre Kredite begleichen und ihre Ersparnisse nach Deutschland überweisen. Viele Raiffeisenkassen kamen dadurch in Liquiditätsschwierigkeiten.
Während die Raiffeisenkassen von Unterinn und Lengmoos den Ersten Weltkrieg und die Jahrzehnte danach mehr schlecht als recht überstanden, wurde die Raiffeisenkasse Wangen am 18. Mai 1941 liquidiert und aufgelöst.
Die Wiederherstellung der demokratischen Staatsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg verschaffte dem Genossenschaftswesen in Südtirol und seinem Streben nach Autonomie und Selbstverwaltung neuen Spielraum.
1953 wurde der Sitz der Raiffeisenkasse Lengmoos nach Klobenstein verlegt.
1955 erfolgte der Beitritt zum „Landesverband der Südtiroler Landwirtschaftlichen Genossenschaften GmbH“ mit Sitz in Bozen.
Am 1. Juni 1962 wurde die erste Filiale der Raiffeisenkasse Lengmoos in Oberbozen eröffnet.
Mit Beschluss der Vollversammlung vom 8. September 1968 wurde die Bezeichnung der Genossenschaft „Raiffeisenkasse Lengmoos“ in „Raiffeisenkasse Ritten Gen. m. unb. H.“ umbenannt.
Mit dem Fusionierungsakt vom 21. Oktober 1972 schloss sich auch die Raiffeisenkasse Unterinn der Raiffeisenkasse Ritten an.
1989 wurde am Sitz in Klobenstein der erste Geldautomat installiert. Zwei Jahre später folgten Geldautomaten für die Filialen Unterinn und Oberbozen.
1992 feierte die Raika Ritten ihr 100-jähriges Bestehen. Die Geschäftsstelle von Klobenstein wurde dafür umgebaut. Ein Jahr später folgte der Umbau der Filiale Unterinn und 1995 wurde die Filiale Oberbozen neu gestaltet.
Seit dem Jahr 2000 ist die Raika Ritten online, wenngleich sie ihren Kund*innen bereits seit 1996 eine Internetbanking-Lösung angeboten hat. Um den wachsenden Online-Anfragen gerecht zu werden, wurde 2013 das Online-Konto „4more“ entwickelt und 2014 das Trading-Konto „4trade“ in die Produktpalette aufgenommen. Neuerdings erleichtern Apps den Kund*innen das Bankgeschäft.
Nach dem Umzug in den neuen Hauptsitz in Klobenstein im Jahr 2001 wurde 2003 in Bozen eine neue Filiale eröffnet, die mittlerweile von großer Bedeutung ist.
Nachdem die italienischen Genossenschaftsbanken teilweise angeschlagen waren und eine Selbsterneuerung nicht umsetzten, hat die Regierung mit Gesetz Nr. 49 vom 8. April 2016 die Reform der Genossenschaftsbanken beschlossen und diktiert. Die Raika Ritten war auch aufgrund ihres hauseigenen Rechenzentrums nicht allzu sehr in der Raiffeisen Geldorganisation verankert, wodurch sie sämtliche Beitrittsmöglichkeiten zu einer Bankengruppe bewerten konnte. Das Ergebnis der monatelangen Recherchen wurde den Mitgliedern vorgestellt: Bei der Vollversammlung vom 23. November 2016 haben sie mit überwältigender Mehrheit die Weichen für den Beitritt zur nationalen Bankengruppe der CCB in Trient gestellt haben.
Mit der Genehmigung des neuen Statuts haben die Mitglieder bei der außerordentlichen Vollversammlung vom 25. Oktober 2018 einstimmig den Beitritt besiegelt.
Somit ist die Raika Ritten ab dem 1. Jänner 2019 als eigenständiges Unternehmen Teil der nationalen Bankengruppe der CCB.